Ist Wein gesund?

Ich bin weder Arzt noch sonst befugt, hier Ratschläge zu geben. Vielmehr mache ich Euch in Stichworten auf ein paar interessante Umstände aufmerksam, auf die man als Weintrinker immer wieder gerne stösst und die Ihr selbstverständlich weiter vertiefen könnt.

French Paradox oder das französische Paradox 

Damit ist die Beobachtung gemeint, dass Franzosen trotz Alkohol- und Fettkonsum scheinbar länger leben als zum Beispiel Deutsche oder Amerikaner. Die Herzinfarkthäufigkeit sei in Frankreich nur 1/3 als in der USA. Selbstverständlich ist das sehr umstritten. Aber für alle Weintrinker unter uns trotzdem eine beruhigende Botschaft.

Ärzte

Interessant ist auch, dass immer wieder Mediziner im vorletzten Jahrhundert den Grundstein heute noch existierender Weingüter legten, letztendlich im festen Glauben, dass Wein eine medizinische Wirksamkeit aufweisen kann. Beispielsweise in Australien Dr. Christopher Rawson Penfold, welcher das berühmte Weingut Penfolds 1844 gründete und zu Beginn schwere Weine als Tonikum für seine Patienten entwickelte. Ebenfalls in Australien Dr. Henry Lindeman, welcher 1843 sein Weingut gründete.

Wirkstoffe

Im Wein hat es tatsächlich Wirkstoffe, welche einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit haben können. Am meisten Erwähnung findet dabei immer wieder Resveratrol als Oxidationshemmer, welches in Pflanzen und eben auch in Trauben vorhanden ist. Im Rebstock wirkt Resveratrol in Blättern und Beerenschalen als Abwehrreaktion gegen Pilzkrankheiten und Stressfaktoren. Es ist quasi ein natürliches Fungizid. Die positive Wirkung beim Menschen besteht darin, dass es das Verklumpen von Blutplättchen verhindert und sich somit positiv auf den Herzkreislauf auswirkt. Und das schöne für alle von uns, bereits ein Glas Rotwein im Tag reicht um von den positiven Auswirkungen zu profitieren.

Rebsorten mit viel Resveratrol

Grundsätzlich hat Rotwein mehr dieses Wirkstoffes als Weisswein. Besonders hervorzuheben ist dabei die Rebsorte Tannat, welche man hauptsächlich in Frankreichs Südwesten (siehe Bild, Chateau Montus und in Uruguay (dort sogar als Leitsorte) vorfindet. Interessant ist auch der Umstand, dass die Rebsorte Syrah z.B. in Chile einen rasanten Zuwachs aufweist aufgrund des Gehalts an Resveratrol. Ähnliches ist in Umbrien (Italien) mit der Traubensorte Sagrantino passiert, welche mit viel Hoffnung aber zu grossflächig ausgebaut wurde und sich die Produzenten dabei eher verspekuliert haben.

Vielleicht ist dies auch eine grundsätzliche Erklärung für den Rotwein-Boom in den letzten Jahrzehnten, und dass es Regierungen gibt, die Rotwein trinken zum Programm machen wie z.B. in China.

Kann man einen Korkgeschmack entfernen?

Wer hat ihn nicht auch schon erlebt, diesen Korkgeschmack. Ich riech diesen pappigen Geschmack in der Regel schon am Korken. In der Flasche folgt dann die Bestätigung. Ich will hier nicht auf die chemischen Hintergründe dieses Weinfehlers eingehen sondern der Frage, ob man diesen Geschmack loswerden kann?
Ja, man kann. Zumindest in meinem Selbstversuch ist es gelungen.
Man nehme eine Klarsichtfolie, den verkorkten Wein füllt man in eine Karaffe, die Folie ebenfalls in die Karaffe einführen. Ca. eine Dreiviertelstunde warten und den Wein probieren. Der Korkgeschmack ist weg. Allerdings hat der Wein die Fruchtigkeit nicht  wiedererlangt. Das heisst, was der Korkfehler am Wein kaputt gemacht hat bleibt kaputt, aber den Korkgeschmack bringt man raus. Unbedingt ausprobieren, mehr geht nicht kaputt und zum Fachhändler kann man den Wein immer noch zurückbringen!

Schadet Hitze einem Wein?

Wer hat nicht schon davon gehört, dass ein Wein in der  Wärme oder im heissen Auto kaputt geht. Aber schadet es einem Wein wirklich der Hitze ausgesetzt zu sein?
Ich selber war lange überzeugt, dass dies mit Sicherheit der Fall ist. Gestaunt habe ich dann während der Ausbildung zum Weinakademiker über zwei Fakten:

  • Die Methode der „Heissabfüllung“ beim Füllen der Flaschen. Der fertige Wein wird auf 60 bis 65 Grad erhitzt und mit dieser Temperatur in die Flasche gefüllt. Selbstverständlich sind da ein paar weitere Faktoren zu beachten. Auf die Sterilisation der Flaschen kann bei dieser Methode verzichtet werden. Der Rotwein reagiert positiv und ist dank dieser Methode früher trinkreif. 
  • Bei koscheren Weinen gibt es den Begriff  Mevushal, dabei werden die fertigen Weine auf 80 Grad erwärmt und pasteurisiert. Allerdings erleidet der Wein einen Verlust der  Aromen und die Methode ist somit für hochwertige Weine weniger geeignet.

Ich selber hatte zwangsläufig den Test gemacht, als ich Ende Juni 2019, als wir in der Schweiz eine extreme Hitze hatten, einen Wein über den ganzen Tag im Auto dieser aussetzen musste. Ich hatte mich lange nicht getraut den Wein zu probieren, ich dachte, der musste hinüber sein. Das Gegenteil war der Fall, fruchtig, geschmeidig, ausbalanciert war dieser Cuvée aus Genf.
Mein Fazit, es schadet sicher nicht einen Wein nicht der Hitze auszusetzen, aber einmal erhitzen, auch über mehrere Stunden muss definitiv nicht heissen, dass er Totalschaden erleidet.