Lamarein Vertikale 2017
Im Jahre 2013 hatte ich mit dem Lamarein einen Wein entdeckt, der mich bis heute begeistert. Im November 2013 durfte ich an einer bislang einmaligen Vertikalverkostung der Jahrgänge 1997 - 2011 (ohne 2004) teilnehmen. Ich war derart fasziniert, dass ich beschloss wenn immer möglich gleiches zu machen. Vier Jahre hatte ich gebraucht bis ich 2017 endlich von allen verfügbaren Jahrgängen mindestens zwei Flaschen eingelagert hatte. Mit wenigen Anfragen hatte ich am 20. Oktober 2017 17 interessierte Menschen zusammen und wir zelebrierten die 19 Flaschen Lamarein der Jahrgänge 1997 bis 2015!
Der Lamarein ist ein Wortspiel der beiden Begriffe Amarone (Herstellungsverfahren) und Lagrein (autochthone Rebsorte im Südtirol).
Das Austrocknen der Trauben erfolgt nach der Ernte unter idealsten Voraussetzungen. Aufgrund der topologischen Lage des Weingutes waren keine baulichen Ergänzungen oder sogar maschinelle Massnahmen notwendig. Der trockene Wind bläst direkt aus dem Tal und Seitental durch die Scheune
Den gemahlenen Trauben werden 7 Hefesorten aus zwei Stämmen (5 Hefen vom Cerevisiaestamm, 2 vom Bayanusstamm) einzeln beigefügt und der Saft gärt dann zusammen mit der Maische während ca. 5 Tagen kalt (Minus 1 bis Plus 3 Grad), danach während ca. 10 Tagen bei bis 35 Grad.
Zwischen Weihnacht und Neujahr wird dann der vergärte Saft in die Fässer abgefüllt und für 17 bis 18 Monate gereift.
Das Ziel ist ein Alkoholwert unter 16 Prozent, da der Wein trocken bleiben und zu viel Restzucker vermieden werden soll (weniger als bei einem Amarone). Um dies zu erreichen wird / kann der Lamarein ab 16% mit Lagrein Riserva (des selben Jahrgangs) verschnitten werden (so geschehen sicher beim 2015 er).
Beim 1998 war dies dem Winzer noch nicht präsent, darum hat dieser Wein einen zu hohen Restzuckergehalt haben. Die 1998 Jahrgänge differenzieren auch sehr stark (Säure baut Zucker zu Essig ab).
Bei allen Weinen vom Weingut Erbhof Unterganzner gibt es nur eine Abfüllung, ein Füllos, was eine gleichartige Qualität pro Wein / Jahrgang sicherstellt.
Der Alkoholgehalt des 2016 liegt bereits über 15.5 Prozent (zum Zeitpunkt meines Besuches am 11.7.17)
Beginn
gestartet haben wir den Abend um 18:00 Uhr mit dem Sauvignon Blanc Platt & Pignat 2013.
Der Tropfen ist extrem gut angekommen (5 Flaschen). Für mich erstaunlich die unterschiedlichen Fruchtintensitäten je Flasche.
Übermittlung der Grussworte von Josephus Mayr, "wir möchten mit viel Muse die Wein geniessen, zu beachten, dass sich der Wein im Glas entwickelt (das wurde definitiv festgestellt) und Glück mit den Korken".
Alle 19 Korken waren in Ordnung, einzig der 2002 war gebrochen und wir mussten etwas zaubern. Alle Weine waren in einwandfreiem Zustand was für mich die grösste Unbekannte war, da ich bei vielen der vorliegenden Weine weder die Vergangenheit noch die Besitzer kannte. Um ca. 19:10 hatten wir alle Flaschen geöffnet.
Hauptteil
Vier Runden mit jeweils 5 Weinen (letzte Runde mit 4)
Während der Verkostung in den einzelnen Runden habe ich jeweils Josephus Mayr zitiert aus meinem Gespräch mit ihm vom 11. Juli 2017
Runde 1 – Wie alles begann.
Runde 2 – Herstellung
Runde 3 – Thema Deklaration (hatte Sie mir sehr eingehende geschildert)
Runde 4 – Die Geschichte um die Etikette (ich hatte übrigens den Weg zum Event mit Dante, der 1994 er Etikette, gross auf Plakate aufgezogen, ausgeschildert)
Zur Runde 3 haben wir uns parallel verpflegt und wie von Josephus Mayr empfohlen, Rindsschmorbraten mit Rotkraut und Kartoffelstock genossen.
Abschluss
Zum Ausklang hatte ich (nicht angekündigt) noch ein paar Flaschen Marie Josephine 2015 aufgetischt (vier Flaschen) und dazu etwas Käse.
Diesen Passito von Josephus Mayr haben die meisten noch nie getrunken bzw. noch nicht mal von seiner Existenz gewusst (gibt auch noch wenige hundert Flaschen). Phantastisch angekommen.
Die Weine
Ich liess die Wein von allen auf eine Skala von 1 – 5 Punkten beurteilen und dies auf zwei Flipcharts kleben. Grundsätzlich ist natürlich bei 19 Weinen die Wahrnehmung verschieden, da die Anzahl der Weine doch eher grenzwertig war. Es gilt aber festzuhalten, dass die Weine schwer gewichtig alle um 4.5 Punkte bewertet wurden und die Teilnehmer sehr viele Weine kennen und beurteilen.
Für mich persönlich
Der 1997 ein Phänomen: rauchig, speckig, caramellisiert, allerdings nicht mehr so extrem wie ich dies in der Vertikal-Degustation von 2013 erleben durfte.
1998er – war sehr speziell. Eher leichtfüssig, sehr lieblich und er hat sich über die ca. 2.5 Stunden (bis die Flasche leer war) vermutlich am stärksten verändert, in der Nase eher negativ, im Gaumen je nach Wahrnehmung sogar positiv.
1999er – war der Schwächste, wirkte sehr erdig. Der Korken war in Ordnung, aber trotzdem hat der Geschmack des Korken bereits Schlüsse auf den Wein zugelassen, die sich dann leider bestätigt haben.
2000 – der wirkte dann bereits im Vergleich mit den «Alten» noch jugendlich mit immer noch fester Struktur – ich bin überzeugt, und einige haben mir da beigepflichtet, problemlos noch 4-5 Jahre vor dem Zenit!
Ab 2001 verzichte ich auf die Details da jeder seinen eigenen Favoriten gekürt hatte, die Weine waren da dann auch sehr nahe zusammen. Für mich diesmal der 2012 weit vorne, für viele der 2004.
Ich denke, das Ganze ist eine Momentaufnahme. Bei anderen Degustationen würden andere (in Nuancen) Bewertungen gemacht, da der Einfluss der Teilnehmer und auch die Lagerbedingungen der Weine nie gleich sind.
Interessant vielleicht noch dies; 1997 – 2006 sind eher differenziert bewertet und durchschnittlich tiefer als 2007 – 2015.
Generell
Die Leute waren begeistert und es war allen bewusst, dass Sie an einem einmaligen und kaum wiederholbaren Anlass dabei waren. Nur ganz wenige der 17 Teilnehmer (2-3 meines Wissens) hatten noch nie einen Lamarein geniessen können. Vier Jahre hatte ich gebraucht bis ich all die Weine gefunden und zusammen hatte.
Ab 23:30 neigte sich der Anlass zu Ende, die Leute sind dann tief zufrieden gestaffelt, die letzten (2:00 Uhr morgens, darunter ich) den Heimweg angetreten.
Und – alle Flaschen waren leer!!!!