gleicher Wein - unterschiedlicher Ausbau

Am 21. August 2020 trafen sich neun Wein interessierte Menschen im Mövenpick Weinkeller in Wettingen zu einem außerordentlichen Experiment. Es galt einen Wein nach seiner Ausbauart zu unterscheiden!

Weine

Natürlich braucht es dafür die richtigen Weine. Ich konnte von einem Projekt des «Club de la Barrique» profitieren an dem ich mich mit 3 Tasting-Box daran beteiligte.

Die Idee war einen Wein in verschiedenen Holzarten und im Stahltank reifen zu lassen. Konkret handelt es sich um einen Cote du Rhone aus 50% Grenache und 50% Carignan vom Weingut Serillon des Berner Winzer Hans-Jürg Schläppi. Die Hölzer wurden von Roland Suppiger aus Küssnacht am Rigi produziert und nach Frankreich geschafft. Es waren je einmal französische Eiche, amerikanische Eiche, Kirsch, Kastanie und Esche. Die Weine reiften dann für neun Monate (mit einer Ausnahme) bis zur Abfüllung und Auslieferung im Herbst 2019.

Verkostung

Wir haben uns spielerisch daran herangetastet und hatten alle 6 Weine gleichzeitig im Glas ohne zu wissen welche Ausbauart sich wo befand. Wir nahmen dies als kleinen Wettkampf auf und schrieben unsere Vermutungen auf einen Talon der am Schluss ausgewertet wurde. Vorher besprachen wir miteinander während eines kleinen Imbisses unsere Eindrücke.

Eindrücke

Zuerst versuchten wir miteinander herauszufinden welcher Wein im Stahltank ausgebaut wurde. Mit grosser Einigkeit (auch wenn nicht alle richtig tippten) waren wir bei Wein Nummer drei, welcher sich kraftvoll und durchaus elegant mit schöner Frucht präsentierte. Danach versuchten alle das eher bekannte, nämlich die beiden Eichenfässer zu identifizieren. Schnell waren wir bei den Weinen eins und sechs aufgrund der süsslichen und vanilleähnlichen Geschmacksnoten. Es war aber sehr irritierend die richtige Eiche zu ordnen. Die Meisten vertauschten die beiden. In der Diskussion haben wir uns das wie folgt erklärt, weil die französische Eiche sehr betonte Vanillenoten und eben auch die für die amerikanische Eiche typischen Kokosnoten hatte. Daher war es eher zufällig, wenn man den Wein richtig getippt hatte. Jetzt waren noch die Weine zwei, vier und fünf übrig. Alles Ausbauarten die wir alle eher nicht kannten. Der Wein Nummer 2 stach dabei heraus, einerseits das Aroma war intensiv (kirschig) und der Tropfen hatte auch mit Abstand die dunkelste Farbe. Schnell waren sich alle Teilnehmer einig, dass es sich um die Kirsche handelt. Dieser Wein war auch der einzige, welcher aufgrund seiner hohen Konzentration nicht neun Monate reifen konnte und früher abgezogen werden musste. Die Weine vier und fünf waren eher geraten. Die Esche im Glas fünf hat einen etwas papierenen oder fischigen aber durchaus angenehmen Geschmack.  Die Kastanie war vermutlich für viele der angenehmste und ausbalancierteste Wein. Die Weine waren alle kräftig und alkoholstark mit teilweise intensiven Gerbstoffen (vom Holz). Eine Kiste bleibt mir noch und wir sind überzeugt, dieses Experiment in fünf Jahren zu wiederholen. Der Wein ist gut und hat das Potential besser zu werden.


Wettbewerb

Mit Spannung warteten alle auf meine Auswertung. Ich selber war neugierig ob jemand alle sechs richtig hatte. Dies hat niemand geschafft. Zwei waren mit vier Punkten extrem nahe dran, vor allem Hans hatte dabei nur die Eiche vertauscht. Tanja durfte dann den Preis, eine Flasche Cabernet Sauvignon 2015 vom Weingut Unterganzner bei Bozen, verdient nach Hause nehmen.

Ausklang

Der Abend hat allen gut gefallen, es war interessant und für einmal eine Degustation von etwas anderer Art. Tobi offerierte dann noch ein paar Trouvaillen aus dem Weinkeller und gegen 22:00 Uhr verabschiedeten wir uns von einander und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen.

Impressionen