Gantenbein Riesling Vertikale
Am 4. Dezember 2021 trafen sich elf Wein interessierte Menschen im Restaurant Wunderbrunnen in Opfikon zu einem äusserst einmaligem Anlass. Das Ambiente im Weinkeller war dafür hervorragend geeignet und ist es auch für weitere Anlässe. Knapp zwei Stunden widmeten sich die Teilnehmer den verschiedenen Jahrgängen dieses sehr seltenen Riesling. Danach frei nach dem Motto "Wine then Dine" wurde ein tolles Abendessen im Restaurant und natürlich mit weiteren Weinen genossen.
Martha und Daniel Gantenbein und ihr Riesling
Wer hat schon einen «Gantenbein» trinken dürfen? Daniel und Martha Gantenbein machen drei Weine aus je einer Rebsorte. Den berühmten Pinot Noir, der zuletzt gehypte Chardonnay und der weniger bekannte und kaum zu kriegendem Riesling. Nur 1800 bis 2000 Flaschen sind es jährlich. Bis und mit 2012 sind diese Rieslinge als Auslese oder Spätlese ausgebaut worden.
Telefoninterview mit Daniel Gantenbein vom 7. September 2021
Um Wissenswertes und vielleicht exklusive Informationen für den Event dabei zu haben, führte ich mit Daniel Gantenbein ein kurzes Telefongespräch:
MZ: Was war die Motivation für den Anbau für Riesling? Wann ist die Idee gekommen?
DG: Die Beziehung zu Deutschland war immer da, nicht nur zur Mosel. Mein leider im Dezember 2020 verstorbener Freund Willi (Wilhelm) Haag hat die Klone und Unterlagen ausgesucht und mitgeholfen sie einzupflanzen. Die Lage, auf der unser Riesling wächst, besteht aus Schiefer!
MZ: Wann konnten die ersten Flaschen abgefüllt werden?
DG: Die ersten Flaschen kamen 2002 auf den Markt.
MZ: Was war der Grund für die Wechsel auf Spätlese und nachher auf Trocken, warum wurde der Wein ursprünglich Restsüss ausgebaut?
DG: Trockene Weine in dieser Qualität gelingen nicht mit zu jungen Reben, der erste trockene Ausbau erfolgte 2012 parallel zum restsüssen Ausbau, die Weine gingen aber noch nicht in den Verkauf. Ab 2013 war die Zeit reif und die Reben alt genug um nur noch trockene Weine auszubauen. Auch in anderen Weissweinregionen brauchen die Reben Jahre, bis der Gehalt genügend war. Zum Beispiel aus einer mir bekannten Grand Cru Lage im Burgund, wo ein Winzer den Wein lange als Bourgogne Blanc AC im Verkauf hatte. Erst nach entsprechendem Alter der Reben wurde dann daraus ein Grand Cru. Generell, die Pflanze bzw. Rebe muss tief Wurzeln um den notwendigen Gehalt für grosse Weine erzeugen zu können
MZ: Wie viele Flaschen produzieren Sie jährlich vom Riesling?
DG: Zwischen 1800 und 2000 Flaschen
MZ: 2004 und 2005 waren Auslesen, wie erklärt sich der Wechsel von Spätlese zu Auslese und zurück?
DG: Beim 2004 und 2005 hatten wir um die 100 Grad Öchsle Mostzucker, die Spätlesen dann noch etwa 90 Grad Öchsle
MZ: Gibt es weitere Geschichten und Wissenswertes rund um den Riesling?
DG: Der Grund, warum ich immer nur einen Wein pro Sorte produziere erklärt sich damit, dass das vom Konsument, im Besonderen in der Gastronomie, gar nicht verstanden würde. Um die Konfusion zu verhindern habe ich mich daher auf einen Riesling pro Jahr fokussiert. Der Ausbau, zuerst Restsüsse Weine und dann trockene Weine war im Übrigen von Beginn an, bereits beim Pflanzen der Reben, geplant! Weiter werden die Rieslinge ohne BSA (biologischer Säureabbau) ausgebaut, dafür im Unterschied zu den anderen beiden Weinen filtriert. Damit wird die notwendige Stabilität erreicht.
MZ: Daniel Gantenbein, vielen Dank für das Gespräch.
Verkostung
Von Jung nach alt, von trocken zu Restsüss. Pro Flight 3, am Schluss 2 Weine. Jeder versuchte seine Eindrücke zu notieren und auf einer 5-Scala zu bewerten.
Flight 1 - 2019, 2018, 2017
- 2019er wurde sehr differenziert wahrgenommen. Für die einen bereits komplex und frisch wirkend, für die anderen verschlossen und zu jung - 3.9 Punkte, Platz 11/13
- 2018er war süffig, saftig, lang und erinnerte an die Typizität eines Rieslings aus der Mosel - 4.43 Punkte, Platz 6/13
- 2017er waren sich alle einig, das war der Schwächste aller Weine des Abends, er wirkte flach und kurz. Mit Schrecken stellte ich am anderen Tag beim nach verkosten der Reste fest, was keiner am Abend auf den Punkte gebracht hat, der Wein hatte Korkgeschmack - 3.86 Punkte, Platz 13/13 - somit letzter Platz
Flight 2 - 2016, 2015, 2014
- 2016er wirkte zwar gehaltvoll aber zu ruhig - 3.88 Punkte, Platz 12/13
- 2015er hatte viel Gehalt und eine hohe Komplexität mit einer sehr ausbalancierten Struktur, der klare Sieger unter den trockenen Weinen - 4.54 Punkte, Platz 3/13
- 2014er beschrieben die Teilnehmer mit bitteren Noten und eher kurzem Abgang, der Wein landetet somit auf den hinteren Plätzen - 3.93 Punkte, Platz 10/13
Flight 3 - 2013, 2012, 2011
- 2013er war der letzte trockene Wein in der Serie und erhielt dank seinen schönen Fruchtnoten teils sehr gute Bewertungen - 4.16 Punkte, Platz 9/13
- 2012er war der klare Sieger des Abends und der erste Restsüsse. Ob dies einen direkten Zusammenhang hat, lassen wir offen. Für die Meisten war der Wein einfach perfekt bzgl. Balance, Aromatik und Komplexität - 4.89 Punkte, Platz 1/13
- 2011er war im breiten Mittelfeld und das Schlusslicht der Spätlesen, trotzdem gute Noten, vielen gefiel die deutliche Petrolnoten - 4.42 Punkte, Platz 7/13
Flight 4 - 2008, 2007
- 2008er gefiel sehr gut und verpasste das Podest knapp, es zeigte sich hier bereits, dass die Restsüssen Weine sehr nahe zusammen waren - 4.46 Punkte, Platz 4/13
- 2007er hatte ausgeprägte Reifenoten und eine hohe Komplexität, trotz dem zweiten Platz deutlich hinter dem Siegerwein - 4.59 Punkte, Platz 2/13
Flight 5 - 2006, 2004 (nach dem Essen - zum Dessert mit Käse)
- 2006er wirkte sehr oelig, die Säure war im Hintergrund, das machte diesen Wein anderes als die anderen und irritierte einige - 4.45 Punkte, Platz 5/13
- 2004er landete erstaunlicherweise bei den Restsüssen auf dem letzten Platz, der Wein wirkte aber erstaunlich frisch - 4.38 Punkte, Platz 8/13
Fazit
Die Restsüssen Wein wurden deutlich besser bewertet als die trockenen. Dies kann einerseits an der Reihenfolge liegen anderseits auch an den Vorlieben der Teilnehmer. Was aufgrund der eigenen Eindrücke und der eher spielerischen als ernsthaften Bewertung sich deutlich zeigte ist Folgendes: Die Restsüssen waren viel schwieriger zu differenzieren als die trockenen Weine, was wiederum für die trockenen Weine spricht, da sie offensichtlich weniger geschliffen sind und viel mehr Ecken und Kanten aufwiesen. Fairerweise müsste ich eine Rangliste mit den trockenen (Sieger der 2015) und eine Rangliste mit den Restüssen (Sieger 2012) darstellen. Das Niveau und die Qualität der Weine insgesamt war sehr hoch, keiner der Weine wurde mit weniger als gut bis sehr gut bewertet, und spannend war es aber alleweil!
Abendessen
Wie es sich für ein "Wine then Dine" gehört, folgt auf den Wein ein Abendessen mit vielen Diskussionen. Es wurde ein Dreigang-Menü mit einem Hirschcarpaccio zur Vorspeise und geschmorten Kalbbäckchen zur Hauptspeise serviert.
Juan, der grossartige Sommelier des Wunderbrunnen, servierte uns zwei Weine aus der Magnum zu den beiden Speisen.
Wein 1 - Hubert Lamy - Vieilles Vignes Saint-Aubin 1er Cru 'Derrière Chez Edouard' Rouge 2002
Wein 2 - Quinta do Zambujeiro Terra do Zambujeiro 2007
Ausklang
Nach dem Dessert und den letzten beiden Restüssen Gantenbein Rieslingen wurde die 4'500 Positionen umfasste Weinkarte des Wunderbrunnens konsultiert. Passend zum Abend wurde einmal eine Flasche Gantenbein Pinot Noir 2005 und mit dem Cabernet - Shiraz Best of Vintage 2012 von Bremerton eine Kontrastpunkt gesetzt.
Ein denkwürdiger Abend für alle fand gegen 1:00 Uhr Morgen ein würdiges Ende.